Hans-Jürgen Gaudeck
Aquarelle

Betrachtungen zur Malerei des Aquarellisten Hans-Jürgen Gaudeck

Vielleicht weil er durch keine kunstakademische Schule gegangen ist, allein nur seinen eigenen Weg zur künstlerischen Umsetzung von Erlebten gesucht hat, ist er dem allgemeinen Trend – alles ist Kunst – entgangen. Es ist ihm egal, ob man ihm zum Positivisten abwertet. Für ihn sind die wesentlichen Lebensperspektiven ästhetische Sichtweiten. Es ist nicht verkehrt ganz banal zu sagen: Das Schöne erkennen und daraus eine künstlerische Aussage erarbeiten.

Gerade das Alter hat Reife und vielfältige Differenzierungen. Das kann ein gebeugter Mensch sein, ein altes Tor oder auch ein sterbender Baum. Wer den Übergang vom Leben zum Tod jemals erlebt hat, der hat eine sich umfassende Tiefe erfahren, ein Fluß von Realität und Eingang in eine neue Welt – vielleicht in eine Welt der Weiten -. Es ist auf jeden Fall ein Weg, der uns näher bringt unsere Schöpfung zu verstehen – das Hiersein, egal auf welcher Ebene.

Diese Suche nach den Schönheiten der Welt, nach Klarheit und Ausgeglichenheit, sollen seine Bilder zeigen. Das Aquarell, die Wasserfarbtechnik, gibt ihm dabei die Möglichkeit solche Bilder zu entwickeln. Wasser und Naturfarben sind für ihn ideale Grundlagen Aquarelle zu Papier zu bringen, wobei das Weiß des Papiers eine wesentliche Rolle spielt. Die richtige Komposition, das Weglassen von ablenkenden Strukturen, die ein Bild nur unscharf machen, sind für ihn immer wieder neue künstlerische Erlebnisse.

Gaudeck geht bewusst nicht in die absolute Abstraktion, die er für wenig aussagefähig hält, etwas real erlebtes in völliger Auflösung wiederzugeben. Seine künstlerische Aussage sind Farben, Formen, Rhythmen; dies in einer kompositorischen Zusammensetzung des Sichtbaren. Er legt dabei großen Wert, das „richtige“ Gleichgewicht herzustellen. Das kann letzthin nur ein Farbpunkt sein, der dieses Bild dann zur Ruhe und Ausgeglichenheit führt.

In einigen Motiven finden sich für den Betrachter Abstraktionen, die jedoch nur motivbezogen eingesetzt sind. So z.B. in Darstellung von Wüsten, wie er sie in Oman erlebt hat; Baumfragmente, die ihre Schichtungen und Strukturen nur durch Farben und Aquarellstiftlinien erhalten haben. Überhaupt Bäume sind Herausforderungen. Es sind seine Bäume. Seine Seele findet der Betrachter vor allem hier verarbeitet. Ein wesentliches unerschöpfliches Thema, das in seinen vielen Ausstellungen immer wieder vorrangig zu sehen ist. Seine Motiverfahrungen erhält er durch viele Reisen in afrikanische und asiatische Länder. Der Buddhist in seiner absoluten Einfachheit, Klarheit; die Afrikaner in ihrer Vitalität der Bewegung – eine für den Aquarellisten ideale Herausforderung die Transparenz von Farbe, Licht und Bewegung festzuhalten.

Und dann seine immer wiederkehrenden Griechenlanderfahrungen: Aquarelle, die das Licht dieser Landschaft mit seinem allumfassenden Blau des Meeres, des Himmels, dem Weiß der kykladischen Architektur , der Kargheit des Bodens mit seinem intensiven Farbspiel von Blumen und bizarren Bäumen. Obwohl seine Aquarelle häufig vor Ort spontan auf Papier gebracht werden, entstehen viele Bilder in seinem Atellier – dies zumeist unter meditativer Einbeziehung von Musik seiner Lieblingskomponistin Eleni Karaindrou.